Geschichte der Fahrradkuriere

     

Fahrradkuriere hat niemand erfunden. Sie waren schon immer da.
Sogar schon vor Erfindung des Fahrrades: 1817 brachte der Freiherr von Drais mit seinem Laufrad einen Brief von Karlsruhe nach Kehl. Er war dabei schneller, als die Post! Deshalb kann der Erfinder des Laufrades auch als erster Radkurier bezeichnet werden.

Überall auf der Welt standen schon im 19. Jahrhundert Ausläufer im Dienste privater Herrschaften und Unternehmungen. Vor allem Zeitungen, aber auch Bäckereien und Handelshäuser, beschäftigten Sendboten um ihre Erzeugnisse zu den Kunden, um Neuigkeiten in die Redaktionsstuben zu tragen. Diese ersten Kuriere waren in der Regel zu Fuss unterwegs.
Durch die zunehmende Maschinenfertigung von Fahrrädern wurden diese um 1900 auch für die breite Masse erschwinglich. So kam es, dass Unternehmungen ihre Ausläufer durch Fahrradboten ersetzten. Immer noch waren diese aber fest von Handels- oder Produktionsbetrieben angestellt und sie erledigten ausschliesslich deren Transporte.
In Amerika war diesbezüglich das Kommunikationsunternehmen "Western Union" führend, welches Radboten in grosser Zahl schon um 1900 beschäftigte. Auch der amerikanische Präsident Benjamin Franklin hielt ab 1889 einen Fahrradkurier in seinen Diensten um Akten in den Kongress zu senden.

Fahrradkuriere wie wir sie heute kennen, traten erstmals 1891 auf. In diesem Jahr wurde in New York die Firma "American Distributors", die erste unabhängige und kommerzielle Fahrradkurier-Unternehmung gegründet.
Als drei Jahre später - 1894 - ein Bahnstreik den Postverkehr in der Region San Francisco lahm legte, stellte ein Fahrradhändler 6 Radfahrer ein und beförderte die Post zwischen Fresno und San Francisco. Dieser Kurierdienst hat sich derart gut bewährt, dass ihm die Kunden treu blieben, auch als die Bahn wieder den Betrieb aufgenommen hatte. Ein erster Konkurrenzkampf zwischen Post und der privaten Kurierunternehmung war die Folge davon. Auch der aktuell älteste reine Fahrradkurierdienst nahm seinen Betrieb 1945 in San Francisco auf. Heute agiert die von Carl Sparks gegründete Firma unter dem Namen "Aero".

In Europa dauerte es noch eine Weile, bis sich erste echte Fahrradkurierunternehmen etablieren konnten. 1920 allerdings ist schon ein erstes Kurierrennen in Europa verbürgt: Die "Zeitungs- und Depeschenfahrer" verschiedener Zeitungen bzw. Nachrichtenagenturen, in deren Dienst sie standen, trugen ein eigenes Radrennen auf der Siegesallee in Berlin aus.
Dass es gerade die Boten verschiedener Zeitungen waren, die dort um die Wette gefahren sind, erstaunt wenig. Schliesslich standen die Zeitungen schon damals in einem erbitterten Wettstreit, wer die genaueren Informationen anbieten kann, und vor allem wer die Neuigkeiten zuerst publiziert. Diese Kämpfe wurden nicht immer nur auf dem Papier ausgetragen. Bisweilen haben sich auch die Redaktoren und Herausgeber einzelner Blätter handfeste Schlägereien geliefert um zu demonstrieren, wessen Blatt das schlagkräftigere sei.
In den dreissiger Jahren entstanden schliesslich auch in Europa erste unabhängige Kurierdienste mit Fahrradboten. Die "Roten Radler" aus Berlin etwa, oder die "Messenger Boys" in Wien.

Als in der Nachkriegszeit immer mehr Unternehmungen dazu übergingen, ihre eigenen Boten abzuschaffen und die Transporte extern zu vergeben, erlebte das Kurierwesen einen enormen Aufschwung. Dieser endete erst in den 70er Jahren als die neu aufkommenden Motorradkuriere die Radler aus vielen Städten verdrängten. In der Schweiz allerdings, wo der Aufschwung der Kurierindustrie gar nie im selben Ausmass statt gefunden hat, fand die Verdrängung der Fahrradkuriere bereits viel früher statt, so dass in den 1970er-Jahren hierzulande Velokuriere gänzlich unbekannt waren.
Erst als die Zunahme des motorisierten Verkehrs in Stadtzentren denselben immer häufiger zum Erliegen brachte, feierten die Fahrradkuriere ein Comeback. Die gleichzeitig boomende Umweltbewegung wirkte hierbei natürlich ebenfalls sehr förderlich.
Heute gibt es - auch in der Schweiz - in jeder grösseren Stadt mindestens einen Fahrradkurierdienst.

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          Quellenangabe Text: www.veloblitzbikes.ch








 

 

 

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